Inklusion
„Ein Aufzug nützt wenig, wenn der Weg dorthin über eine Treppe führt.“
(unbekannt)
Inklusion steht für eine gleichberechtigte Teilhabe trotz Behinderung. Diese wichtige Errungenschaft durch die UN Behindertenrechtskonvention ist in Deutschland im März 2009 in Kraft getreten und wird mit den nationalen Aktionsplänen von 2011 und 2016 umgesetzt, um so die gleichberechtigte Teilhabe der Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben in Deutschland zu verwirklichen.
Im Unterschied zur Integration geht der Grundgedanke der Inklusion noch weiter als die bloße Integration. Leider werden die Begriffe oftmals vertauscht oder miteinander gleichgesetzt. Bei der Integration sollen Menschen in eine bestehende Umwelt integriert werden. Bei der Inklusion hingegen muss sich niemand verändern, um in die Umwelt „hineinzupassen", sondern im Gegenteil wird die Umwelt an die Bedürfnisse und Anforderungen jedes Individuums angepasst.
Bei der Inklusion handelt es sich irrtümlich um ein Idealbild einer Gesellschaft und schon bei der Definition von Inklusion wird klar, dass das Ziel der Inklusion wahrscheinlich niemals vollständig erreicht werden kann. Es wird immer Menschen geben, die sich über andere stellen und die Vielfalt nicht als Normalität akzeptieren. Theorie und Praxis klaffen auch in der Bildung, dem Bereich in dem die Inklusion bisher am häufigsten zu realisieren versucht wird, noch an vielen Stellen weit auseinander.
In der Pädagogik wird der Begriff der Separation für die Trennung von Individuen verwendet, um dann daraus kleinere homogene Gruppen zu bilden. Die Herstellung solcher homogeneren Gruppen (z. B. Schulklassen nach Haupt-, Realschule und Gymnasium) soll zu einem besseren Lernerfolg des Einzelnen führen.
Der Begriff Exklusion bedeutet wörtlich Ausschluss oder Ausgrenzung. Durch soziale Exklusion werden Menschen die Chancen auf soziale Teilhabe verwehrt. Demnach stellt die Exklusion das Gegenteil der Inklusion dar.
Laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft (iwd) waren im Jahr 2013 bundesweit 34,5 Prozent der 25- bis 64-Jährigen mit einem Grad der Behinderung über 50 außerhalb von Werkstätten erwerbstätig. Weitere 8 Prozent dieser Schwerbehinderten arbeiteten im Bereich Heime und Sozialwesen, zu denen auch jene speziell eingerichteten Werkstätten zählen.
Zwar ist der Abstand zur Erwerbstätigenquote der Menschen ohne Behinderung groß – diese lag einschließlich der Heime und Werkstätten bei 82 Prozent –, allerdings hatten fast 46 Prozent der Schwerbehinderten keinen Erwerbswunsch. Deshalb betrug ihre Erwerbslosenquote 2013 gerade einmal 2,8 Prozent.
Wie in vielen anderen Bereichen gibt es auch in der Inklusion ein klares West-Ost- Gefälle: Selbst in wirtschaftsschwächeren, westlichen Bundesländern wie Bremen, dem Saarland und Nordrhein-Westfalen mit einer relativ geringen Erwerbstätigenquote gelingt die Eingliederung von Schwerbehinderten in den ersten Arbeitsmarkt deutlich besser als in allen östlichen Ländern, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt.
Auch wenn die generellen Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt zwischen West und Ost einen Teil des unterschiedlichen Inklusionserfolgs erklären dürften, das allein ist es nicht. Eine Rolle spielen wohl auch spezifische regionale Faktoren wie die Fördermöglichkeiten und die Unterstützungsangebote für Unternehmen, wie auch für Betroffene. Vor der Inklusion auf dem Arbeitsmarkt stellt sich erst einmal die Frage, wie häufig Kinder mit einer Behinderung eine Regelschule besuchen und mit welchen Problemen und Schwierigkeiten, in weiterführenden Schulen bis hin zu Hochschulen zu rechnen ist. Oft scheitert eine Unterrichtung von Behinderten an ganz banalen Dingen, wie einem behindertengerechten Zugang, Aufzügen oder geeigneten Toiletten. Die Konsequenz ist leider eine Zuweisung in eine Sonderschule.
Gelebte Inklusion bedeutet aber auch da, wo ideale Voraussetzungen vorliegen viel- mehr, als nur behinderte Kinder in das Schulsystem zu integrieren und ein gemeinsames Lernen in integrativen Klassen zu ermöglichen.
Allerdings ist der Begriff Inklusion von Behinderten vor allem im Bildungs- und Schulsystem wiederzufinden. Die inklusive Pädagogik verfolgt dabei den Ansatz, dass auch im Bereich der Bildung ein Miteinander aller Kinder und Jugendlichen möglich ist und die Vielfalt von allen Schülern und Lehrern wertgeschätzt wird. Dabei wird das herkömmliche Leistungsprinzip neu überdacht und der Gedanke unterstützt, dass Kinder mit und ohne Handicap gemeinsam lernen und dabei voneinander profitieren können. Die Inklusion stellt heutzutage auch eine Vielzahl neuer Herausforderungen an Lehrer, denen sicherlich nicht alle gewachsen sind.